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Die Halbinsel Yucatan - Tropensturm inklusive

Auf den Spuren der Maya

Die Hochkultur der Maya gibt bis heute Rätsel auf. Warum schrumpfte dieses mächtige und reiche Volk vor rund 400 Jahren beinahe schlagartig auf die wenigen Relikte zusammen, die heute noch existieren? Lag es an einer ökologischen Katastrophe? An eingeschleppten Krankheiten? Gab es Probleme mit der Wasserversorgung? Es gibt unterschiedliche Thesen, bewiesen ist keine. Die Maya-Hochkultur kollabierte so relativ abrupt wie vor ihnen bereits die mächtigen Azteken Mittelamerikas.

Tropensturm "Arthur", der zum Glück nicht zum Hurrican wurde

Mit Tropenstürmen und Hurricans kennen sie sich aus in der Karibik. Wer dort ein Haus baut, tut dies immer im Bewusstsein, dass der nächste Tropensturm es ohne weiteres wegreißen könnte. Wir kannten das allerdings noch nicht. Als wir in Cancún auf der Halbinsel Yucatan landeten, war das Wetter zwar bereits wechselhaft. So richtig Strandurlaub sollte das nicht werden, das war bereits erkennbar. Hatten wir aber auch gar nicht vor. Dass ein handfester Tropensturm im Anmarsch war, der kurz davor war, zum Hurrican zu werden, wussten wir allerdings auch noch nicht.


Mit dem Mietwagen fuhren wir in das archäologische Zentrum rund um Akumal und Tulum, um dort die Anlagen der Tiefland-Maya zu besichtigen und uns ein bisschen zu akklimatisieren (die Maya-Völker, die auf der Halbinsel Yucatan lebten, die Hochland-Maya lebten u.a. in Guatemala). Immerhin reichte es trotz des mittelguten Wetters für den einen oder anderen Ausflug in der näheren Umgebung, unter anderem für einen Tauchgang in den berühmten Cenotes von Mexico.


Als wir den Mietwagen abgegeben hatten und weiter mit dem Linienbus über die Grenze bei Chetumal nach Belize fahren wollten, setzte der Regen ein. Starker Regen. Vom Bus aus sahen wir ganze Landstriche unter Wasser - was hier indes niemanden besonders aufzuregen schien. Als wir Belize City sehr viel später als geplant erreichten, war es bereits Nacht. Der Regen hatte aufgehört, und wir standen zunächst etwas ratlos auf dem verlassenenen Busterminal. Kein Taxi weit und breit, keine Idee, wo wir übernachten würden, einsetzende Dunkelheit. Fuck.


Belize City wurde erst im 17. Jahrhundert von britischen Holzfällern gegründet (damals hieß der Karibikstaat noch Britisch Honduras), und es gibt die Legende, dass das Fundament der Stadt aus Rumflaschen besteht. Als wir da so etwas planlos am Busterminal rumstanden, schlossen sich uns zwei junge Engländerinnen an, die es wohl ratsam fanden, besser zu viert ein Hotel zu suchen als jeweils zu zweit. Wir fanden dann auch eins. Und sogar noch etwas zu essen. Belize City ist nice, du solltest nur nicht nach Einbruch der Dunkelheit allzu auffällig mit deinem Köfferchen übers Pflaster rumpeln.


Am nächsten Tag war der Sturm immer noch nicht abgeflaut. Noch stundenlang ging kein Wassertaxi, mit dem wir von Belize City überzusetzen wollten nach Caye Caulker, wo wir eine Woche bei einem Freund verbringen wollten, der sich dort mitten im Mangrovengestrüpp ein Haus gebaut und mühsam etwas Sandstrand aufgeschüttet hatte. Mit etwas Geduld und einigen Stunden Rumhängen im Terminal hat es dann doch noch geklappt mit dem Wassertaxi. "Go slo" hatten sie da ein Schild, angewandte Philosophie für die Karibik.


Abenteuer ist, wenn die Dinge ganz anders kommen als geplant. Oh wait: "life is what happens to you, when you are making other plans". Wir verwöhnte German-Angst-Deutschen scheinen das nur ein bisschen vergessen, nein, verdrängt zu haben. Letzen Endes lief es ja dann doch wie geplant.
Glück gehört eben auch immer dazu. "Die meisten Geschichten in der Karibik beginnen romantisch und enden tragisch", grinste uns ein etwas bekiffter Peter entgegen, nachdem wir schließlich doch noch auf seinem Inselparadies eingetroffen waren.

Jurassic Park, Tarantula und Blattschneiderameisen: Die Flora und Fauna von Yucatan

Wer Angst vor Spinnen, Insekten oder überhaupt jeder Menge nicht so richtig vertrautem Viechzeug hat, bleibt besser weg aus Belize und Guatemala. Als Europäer bist du erstaunt, was dir hier so alles über den Weg läuft. Jede Menge Echsen und Reptilien zum Beispiel. Beinahe fühlt es sich an, als wärst du versehentlich in "Jurassic Park" versetzt. Vor 70 Millionen Jahren muss das in etwa so auf der Erde gewesen sein wie in den Wäldern der Halbinsel Yucatan und Guatelmala. Nur dass die Echsen vor 70 Millionen Jahren teilweise noch ein bisschen größer waren. Die Insekten auch.


Sehr fasziniert haben mich auch die Blattschneiderameisen. Ich habe einen halben Tag damit verbracht, sie zu beobachten, ihre Straßen bis zu ihrem Bau zu verfolgen und sie bei der Arbeit zu fotografieren. Blattschneiderameisen: Prototypen für protestantisches Arbeitsethos, zentral gesteuert, hocheffizient und absolut zerstörerisch. So eine Kolonie entlaubt spielend einen ganzen Baum. Trotzdem fügen sie sich ins Ökosystem und haben ihre Rolle. Menschen eher nicht.


Dass Taranteln vor allem nachts aus ihren Erdlöchern kommen, fand ich auch interessant: Mehrere Tage lang waren wir ahnungslos an den Löchern vorbeimarschiert, ohne zu ahnen, was darin so Haariges kauert mit acht Beinen. Bis ich sie dann nachts gesehen habe - und dann mit einer improvisierten Leuchte auch mit der Kamera erwischt habe.

...unglaublich viele schöne Vögel inklusive

Die verborgenen Dschungel-Höhlen der Maya

Nochmal zurück zu den Maya. Es gibt sie ja bis heute. Sie leben in der gesamten Gegend, und man erkennt, wie überall in Mittelamerika, deutlich die Unterschiede zwischen der indigenen Urbevölkerung und den spanischen oder englischen Einwanderern. Bis heute kann niemand so richtig erklären, was die Hochkultur der Maya tatsächlich zum Niedergang gebracht hat. Es gibt unterschiedliche Theorien. Waren die Städte zu groß geworden, und es gab Probleme mit der Nahrung, mit dem Wasser oder mit der Hygiene? Waren es Krankheiten, die von den Eroberern eingeschleppt wurden, so wie bei den indigenen Völkern Nordamerikas? Wir werden es wahrscheinlich niemals erfahren.


Jedenfalls sind die Urwälder von Belize und Guatemala voll von Relikten aus der Zeit dieser faszinierenden Hochkultur. Die meisten sind auch gar nicht ausgegraben. Es wäre viel zu aufwändig. Sie ruhen weiter unter Erdhügeln, überwuchert von der üppigen tropischen Vegetation.


Von Belize nach Guatemala über die Grenze in den Urwald zu fahren, war damals übrigens nicht ganz ohne Risiko: Bei der Einreise bekamen wir Begleiter vom Militär, bewaffnet mit M16-Sturmgewehren. Wir meldeten uns bei der Wache, bestiegen ein Militärfahrzeug und rumpelten dann weiter in Richtung Dschungelpyramiden. Es hatte bewaffnete Überfälle auf Touristen gegeben. Die waren zwar nicht an der Tagesordnung - aber doch so häufig, dass sie Militär einsetzten zur Absicherung.


Andere Touristen außer uns waren nicht da (ganz anders als in Mexiko): Dort waren wir schon früh bei Sonnenaufgang bei den Pyramiden, lange bevor der erste Bus mit Touristen kam. Wir trafen lediglich einen einzigen Mann, der die Nacht allein auf dem Gipfel der Pyramide im Wald verbracht hatte und aufbrach, als wir kamen. Als wir bereits auf dem Rückweg waren, trafen die ersten Busse ein: Plötzlich war der Weg zur Pyramide voller Rikschas mit bunten Sonnenschirmen, die eine endlose Menge Menschen zu den Sehenswürdigkeiten kutschierten (letztes Bild in der Serie).


Wir waren dann mal in Gegenrichtung unterwegs.

Maya-Städte im Dschungel - bewaffnetes Militär als Begleiter inklusive

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