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Tauchgänge vor den Küsten der Kontinente

The Big Blue

Tauchen hat mich ab 2002 sehr fasziniert für einige intensive Jahre. Es ist die vermutlich langsamste Bewegungssportart der Welt. Die Kunst besteht darin, so wenig wie möglich selbst zu machen, um möglichst wenig Luft zu verbrauchen. Tauchen ist wie Fallschirmspringen, freier Fall und müheloses Schweben - nur in Zeitlupe und sehr meditativ. Es ist wie deine Träume vom Fliegen als kleines Kind.

Ostküste von Australien, 2004

Die Unterwasserwelt ist eine Parallelwelt, mit eigenen Farben, Geräuschen und Lebewesen. Wer je zwei kleine Oktopusse im Riff miteinander flirten gesehen hat, die feinen taktilen Berührungen ihrer Fangarme, der weiß, dass Oktopusse eine komplexe Sprache beherrschen. Und dass du nichts weißt über das Leben unter dem Meeresspiegel. Über 100 Tauchgänge habe ich im Buch, bei Tag und bei Nacht. Tauchen bei Nacht: Wohl eins der sinnlichsten Erlebnisse überhaupt. Vor allem, wenn dir bereits beim Abtauchen die Lampe voll Wasser läuft und du für eine Stunde im Dunkel schwebst...Von Cairns hinunter bis nach Melbourne in den Süden des Kontinents. Natürlich waren ein paar Tauchgänge im Great Bareer Reef Pflicht, das damals noch nicht so stark von ansteigenden Wassertemperaturen zerstört war wie heute - erste Auswirkungen waren aber bereits damals sichtbar. Mit dem Tauchboot fuhren wir für einige Tage hinaus und machten im Schnitt drei Tauchgänge - zwei bei Tageslicht und einen bei Nacht Nacht.


Die Aufnahmen sind teilweise von relativ kümmerlicher Qualität: 2004 war die Digitale Kameratechnik noch nicht so fortgeschritten, und für Unterwasseraufnahmen von guter Qualität wäre Equipment nötig gewesen, das wir uns erstens nicht hätten leisten können - und es nicht auf einer Trekkingreise Down Under mitschleppen wollen. Ich hatte eine kleine Kompaktkamera in einem halbwegs druckdichten Unterwassergehäuse - und dafür kamen doch ein paar erstaunlich brauchbare Erinnerungen raus.


Ausrüstung leihst du dir vor Ort zusammen, und wenn du Pech hast, kriegst du das abgerotzte Zeug einer Tauchschule mit uraltem Equipment. Natürlich fiel mir bei einem Nachttauchgang wenige Meter nach dem Abtauchen die Lampe aus, weil sie voll Wasser lief und dann einfach aus war. Nun stand ich vor der Entscheidung: Ohne Licht weiter abtauchen, in der Hoffnung, der Gruppe folgen zu können. Oder alleine auftauchen (es konnte mich ja keiner sehen in der Dunkelheit) und dann vielleicht zu weit abseits vom Tauchboot hochkommen?


Ich beschloss, so gut wie möglich an der Gruppe dranzubleiben und erlebte einen der faszinierendsten Tauchgänge ever. Die Sinne sind um das Zehnfache geschärft, und wenn du selbst keine Lampe hast, siehst du plötzlich die gesamte Biolumineszenz im Wasser - als wärst du umgeben von leuchtendem Feenstaub, vollkommen schwerelos.


Auch der Tauchgang bei der
Yongala wird mir ewig in Erinnerung bleiben: 1912 in einem Sturm vor der australischen Küste bei Townsville gesunken, liegt das Schiff auf etwa 60 Metern Tiefe und ragt hinauf bis etwa 30 Meter - gerade noch erreichbar mit normaler Pressluft. Eine Strömung zieht über das Wrack, als Taucher lässt man sich bewegungslos am Wrack entlangtreiben und genießt den Drift Dive. Die Yongala bietet unzähligen Arten ein künstliches Riff - als Taucher schwebst du in Fischwärmen mit Hunderttausenden großer und kleiner Körper. Am Wrack habe ich auch eine Meeresschlange gesichtet - eines der giftigsten Lebewesen der Erde aber harmlos, so lange sie sich nicht in die Enge getrieben fühlt.


(Zu den anderen Tauchspots weiter unten gäbe es überall Geschichten zu erzählen. Aber das soll genügen an Text).


Südchinesisches Meer, Perhentians vor der Ostküste von Malaysia, 2002

Rotes Meer, Al-Qusair, Ägypten, 2003

Andamanenesee, Similan Islands, Thailand, 2006

"Cenotes", Höhlentauchen an der Ostküste von Yucatan, Mexico, 2008

Ostküste von Belize, 2008

Pemba, afrikanische Ostküste vor Tansania, 2005

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