Mit Rucksack und Zelt durch Feuerland und Patagonien
Es kommt mir vor, als gäbe es die Welt von damals gar nicht mehr, so viel hat sich seit damals verändert. Kurz nach der Rückkehr Ende 2007 habe ich einen 200-seitigen Fotoband mit den besten Bildern und Texten im DIN A3-Format zusammengestellt. Auflage: Eins. Es sind Erinnerungen, die langsam vergilben. Was übrig bleibt, ist für immer.
Fotos: Hartmut Ulrich
Die Landschaften, die Weite, das Wetter, die Natur, der Wind, die Menschen, die Asados, Buenos Aires, das Grab von Eva Peron, der Stolz der Gauchos, die Schönheit der Anden, der Tango, die Tiere, die Pinguine, der Beagle-Kanal, das südliche Eis, der Regen, der Matsch: All dies erfordert mehr Raum und Gedanken als eine Webseite bieten kann. Bücher. Aber wer liest schon noch Bücher. Unmöglich, das alles untereinander weg in ein paar Galerien abzubilden. Ich habe es aufgeteilt. In lauter kleine Schnipsel, die zusammen ein immer noch sehr unvollständiges Puzzle ergeben. Beginnen wir mit der Hauptstadt:
Buenos Aires
Am Delta des Rio de la Plata liegt Buenos Aires, die Welthauptstadt des Tango, die Stadt des „guten Windes“ wie ihre Gründer sie 1536 nannten. Buenos Aires bildet – wie Paris für Frankreich – das beinahe schon erdrückend dominante kulturelle und wirtschaftliche Zentrum des Landes. Etwas über 13 Mio. Menschen leben im Ballungsraum Buenos Aires, ein Drittel der gesamten Bevölkerung des riesigen Landes. Argentinien hat mit 46 Mio. Einwohnern nur etwas mehr als halb so viele Einwohner wie Deutschland, die Landfläche hingegen ist achtmal größer.
Nach dem Flug über den Atlantik waren wir zuerst für einige Tage in Buenos Aires unterwegs, haben unsere Ausrüstung ergänzt und uns vom Lebensgefühl der Argentinier treiben lassen. In diesem separaten Beitrag habe ich ein paar Eindrücke von der wundervollen Stadt festgehalten.
Ushuaia, das "Fin del Mundo" und die Tierra del Fuego
3.000 Kilometer südlich von Buenos Aires an der Südseite der Isla Grande del Tierra del Fuego liegt Ushuaia, die südlichste Stadt des Kontinents. Die große Feuerland-Insel liegt direkt am Beagle-Kanal, von dem aus man noch weiter nach Süden fahren kann. Hier gibt's die Geschichte dazu - und fast 100 Erinnerungsfotos von Ushuaia, den Bergen, dem Beagle-Kanal, den Seelöwen, den Kormoranen und noch so einigem mehr.
Los Glaciares: Perito Moreno
Das riesige Gletschergebiet mit dem ebenso gigantischen Lago Argentino davor gehört in jeder Hinsicht zu einem der Highlights in Patagonien. Von El Calafate aus fährt man etwa eine Stunde bis zum Gletscher - kein anderer Gletscher der Erde ist so mühelos und völlig gefahrlos erreichbar. Entsprechend drängeln sich auf der Aussichtsplattform vor dem Gletscherabbruch bei gutem Wetter Dutzende von Touristen - wer schlau ist, kommt erst dann, wenn die Busse wieder weg sind und das Licht gut wird. Hier ein paar Eindrücke von unserem Besuch.
Torres del Paine
Natürlich sind die Torres del Paine ein Touristenmagnet in Patagonien. Das wilde zerklüftete Felsmassiv unterbricht die Eintönigkeit der Pampas auf spektakuläre Weise. Wer hier Fehler bei der Ausrüstung gemacht hat, wird gnadenlos bestraft. Ich hatte zum Beispiel eine rund acht Kilo schwere Kameraausrüstung dabei - aus heutiger Sicht kann ich mir nur an den Kopf fassen. Damals waren die Digitalkameras aber einfach noch nicht so weit. Das Wetter war typisch wechselhaft, der Wind brutal, die Camps eng und minimalistisch - der sichere Weg, dort nur die Leute zu treffen, die du treffen wollstest. Und alle anderen nicht. Kurz: Es war großartig.
Bariloche und die Siete Lagos
Natürlich hätte es noch eine Menge anderer Sehenswürdigkeiten gegeben. Wahrscheinlich hätten wir uns eher für die maximal instagrammable Atacama-Wüste entscheiden sollen (auch wenn Insta damals noch gar nicht gab) und nicht für Bariloche und die "sieben Seen". In einer Wüste ist das Wetter jahreszeitunabhängig leichter berechenbar als in einer bergigen Region, deren nicht weit entfernte chilenische Küstenseite zu den stürmischsten und niederschlagsreichsten der Erde gehört. So aber haben wir etwas über einen kleinen Part von Südamerika gelernt, der europäische Besuchern kaum bekannt sein dürfte.