Sehadler (ich kann mich nicht satt sehen)
Den Adler aus altem Holz und Zahnstochern hat der Fünfjährige gebastelt. Man muss ein wenig zurücktreten und die Augen zukneifen, um zu erkennen, wie unfassbar gut das getroffen ist. Oder ist es doch eher eine Möwe? Na, der Schnabel spricht eher für Adler.
Ich frage mich, ob diese Treffsicherheit von damals überhaupt noch zu steigern ist. Und wie ein Fünfjähriger die Details eines Seevogels bereits derart präzise im Kopf haben kann. Ob das gelernt ist oder schon vorher da war, in den Genen. Ob wir also unseren Kindern Bilder von der Welt vererben?
Im Moment spielt Sohnemann jedenfalls lieber auf der Playstation. Und zeichnet lieber Mangas, Drachen oder Ninjas und keine Adler mehr. Aber...
Lange darüber nachgedacht, was Kunst ist.
👉 kleine Beiträge wie dieser sind Erinnerungen: an reine Freude, die ich empfunden habe - und häufig auch immer wieder, wenn ich sie sehe. Ein ungewöhnlicher Blick, überraschende Sichtweisen und Entdeckungen, inspirierende Kreativität, ein schöner Gedanke, gelungenes Handwerk, schöne Formulierungen, Dinge mit Seele. Sie sind vollkommen zweck- und absichtsfrei - und trotzdem alles andere als sinnlos: Es tut unendlich gut, sich jeden Tag über etwas zu freuen. Und sei es noch so unbedeutend. Enjoy!