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Heute ist Weltfahrradtag. Aber eigentlich wollte ich ganz was anderes.

Eintrittskarte, Flugwerft Oberschleißhiem, Museum

Heute ist World Bicycle Day. Ja und?


Jeden Tag ist irgendein anderer World-Whatever-Day. Jeden Tag sollst du dich für was anderes interessieren, erregen, engagieren. Jede Sekunde überfällt dich in deiner Vertical Scrolling Timeline irgendeine andere random Emotionsattacke. 


Es ist gar nicht mehr möglich, NICHT überfordert zu sein von all dem emotional und intellektuell unverarbeiteten Rauschen im Kopf. Die Überflutungen, die in dieser Woche, Anfang Juni 2024 akut waren (und jetzt schon wieder vergessen sind): Ist das jetzt noch Wetter oder schon Klimawandel +++ ist es nicht pure Ironie, dass nun ausgerechnet die Raserautobahn A9 wegen Überflutung gesperrt +++ die Wutbauern, ob die es je verpackt kriegen, warum sie mit ihren schweren bodenverdichtenden Landmaschinen jetzt tagelang nicht auf ihre Felder +++ jaja, Korrelation und Kausalität +++ Söder muss jetzt ja eigentlich +++ Den Teufel wird er +++ Lustige Memes mit Söder unterm Regenschirm +++ Lachen ist in der Krise ja immer +++ Distraction, anytime, anywhere.


Ich wollte ja ganz was anderes. Sorry. 


Das Fahrrad. Das Fahrrad ist längst ein überaus politisches Vehikel. Daran ändern auch noch so viele Word-Bicycle-Days nichts. Am Fahrrad arbeiten sich die Populisten ab, es dient als Feindbild, die Radfahrenden inkl. Es braucht immer wen, den man kreuzigen kann. Sind denn alle Appelle an die Vernunft sinnlos?


Tatsächlich: Nicht Unvernunft ist das Problem. Sondern die Vernunft. Hä? 


Hanno Rauterberg hat diesen grandiosen Gedanken einmal ganz wundervoll durchdacht. Abstract: Die Vernunft erschöpft sich gerade historisch. 


Aufklärung: Wer vernünftig lebte, war frei. Frei von den Zwängen der Kirche und des Allesglaubenmüssens. Weil aber Vernunft ohne objektives Wissen nicht zu haben ist, machte man sich ans Vermessen der Welt. Streng nach den Maßstäben der Wissenschaft. Alles objektivierbar. Fahndete nach einer Formel fürs Glück. Eines gar nicht fernen Tages, da war man sich sicher, würde sie gefunden werden. Vernunft verhieß Fortschritt, ein gutes Leben für alle. 


Heute: Das Hashtag#Fortschrittsversprechen hat ein Problem. Von wegen gutes Leben für alle! Eine wachsende Mehrheit glaubt nicht mehr daran. Geht doch eh alles den Bach runter.


Das durchaus bittere Eingeständnis, dass reine Logik offenbar doch nicht ausreicht, um die Probleme einer widersprüchlichen Wirklichkeit zu lösen, treibt seltsame Blüten.


Trotzig ausgelebte Unvernunft wird zur Lebenshaltung, in der sich das Individuum noch eine Geste der eigenen Freiheit und Souveränität bewahren kann. 


Das Fahrrad kriegt es mit ab. Es ist einfach zu vernünftig. Wird es also zunehmend sinnlos, wieder und wieder das Vernünftige zu betonen, nicht nur am Fahrrad, sondern generell? 


Interessante Zeiten für Kommunikatoren!


Hier noch schnell der Link zum Artikel über die Krise der Vernunft (genau, $)


Und damit einen schönen Montag - and to something completely different.


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