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Giggelig, geht aber

Man fährt auf der Garmischer Autobahn bis Murnau und biegt schlau vorm Stau am Autobahnende ab ins gleichnamige Moos, das besser Murnauer Schilf hieße, weil es dort nämlich genau überhaupt kein Moos gibt. Schilf dafür ohne Ende. Zudem kapiert kein Mensch jenseits des Weißwurscht-Äquators, dass das bayerische „Moos“ ein Moor ist, um präzise zu sein, eins jener Hochmoore, wie sie die Eiszeitgletscher überall im Voralpenland hinterlassen haben.


Und wo die Seen so grün sind und der Himmel so blau, da kann man ja eh nur tiefreligiös werden oder wahnsinnig - und an beiden Varianten ist Bayerns Geschichte nicht eben arm. Zumindest war wohl auch jener schottische Wandermönch mystisch verklärt, als er um 730 a. D. am Murnauer Moos die älteste Kirche Bayerns gründete, das Ramsachkircherl oder Ähndl (was so viel heißt wie „Ur-Ahnin“), und der Altarstein ist noch von anno dazumal.


Aber zurück zum Schilf: Die frische Luft beflügelt auch unsere Phantasie, und wir sinnieren darüber, wie schön das Leben sein könnte, wäre man dort, wo Schilf so groß wird, dass es Bambus heißt. Ist Bambus eigentlich eine Schilfart - oder Schilf eine Bambusart - oder weder noch? Die Ähnlichkeiten sind jedenfalls offensichtlich, und als Baumaterial für miniaturisierte Karibikträume taugt Schilf ganz famoos. Famos, zefix! Daheim gleich mal ausprobiert, wie Schilf sich so laubsägt. Giggelig, geht aber.


Sehr viel später mault dann die Gattin, weil sie endlich Abendbrot machen will, der Tisch ist aber voller Schnipsel und Späne, und wir haben alle miteinander mächtig Respekt vor Robinson, der sich auf diese Weise nicht nur eine schmucke Hütte nebst Palisadenzaun ins Inselgrün gestellt hat, sondern auch noch einen Bootssteg dazu, ein Floß, Tisch, Stuhl und Hängematte obendrein. Und alles im Maßstab 35:1 im Vergleich zu unserem Schilfhäusl. Na gut, Robinson hatte sich ja auch nicht dem Diktat der Altersvorsorge unterworfen, schon gar nicht im überteuerten München, und am allerwenigsten durch was mit Medien.


Übrigens sind Schilf und Bambus tatsächlich miteinander verwandt: Beide sind Unterfamilien in der Ordnung der Süßgrasartigen (Poales), die wiederum zur Familie der Süßgräser (Poaceae) gehören. Ich muss jetzt Schluss machen.


Ins Moos…, Moor, fahren wir aber ganz bestimmt nochmal!

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